Interview mit Mag. Gloria Bottaro, Innovationsforscherin an der Universität Wien
Was machst du genau und wie bist du zum Thema Innovation gekommen?

Mag. Gloria Bottaro, Innovationsforscherin an der Universität Wien
Ich forsche und unterrichte im Bereich Innovation an der Universität Wien. Mein eigentlicher Forschungsschwerpunkt war Wissenschaftstheorie – also wie die Wissenschaft Wissen (er-)schafft. Eher zufällig bin ich dann in der Innovationsforschung gelandet, was aber sehr gut passt, weil es viele inhaltliche Berührungspunkte gibt. Bei Innovation geht es ja genauso wie bei der Wissenschaft darum, etwas komplett Neues zu schaffen. Etwas, das vorher noch nicht da war. In beiden Fällen beginnt das Neue immer zuerst im Kopf, startet also damit, die Dinge anders zu denken als bisher. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen und Antworten darauf zu finden. Und in beiden Fällen muss am Ende etwas rauskommen, das valide, also überprüfbar ist und tatsächlich funktioniert.
Das Neue beginnt immer im Kopf. Es geht darum die richtigen Fragen zu stellen.
Was bedeutet Innovation v.a. auch im Kontext von EPUs?
Innovation wird meistens definiert als etwas Neues, das implementierbar ist, d.h. in einem bestehenden System anwendbar ist/funktioniert. Das ist zum Beispiel ein neues Produkt, das im Markt erfolgreich ist, also gekauft wird. Oder ein neuer Prozess, der erfolgreich eingeführt wird und auch das leistet, wofür er eingeführt wurde. Innovation ist daher per Definition immer auch an den Erfolg gebunden. Nicht jede Idee oder jeder kreative Gedanke ist somit gleich automatisch eine Innovation.
Viele schrecken vor dem Wort zurück und glauben, dass sie das nicht können.
Ob etwas innovativ ist, hängt aber immer auch vom Kontext ab. Man muss nicht gleich die ganze Welt revolutionieren. Wenn man etwas entwickelt, das einem ganz persönlich tatsächlich das Leben erleichtert oder das eigene Business voranbringt, ist das auch schon eine Innovation. Ich denke, da schrecken viele zu schnell vor dem Wort zurück, weil sie von einer Innovation immer etwas ganz Spektakuläres erwarten. Und dann glauben sie: oh, das kann ich nicht. Aber jeder kann innovativ sein. Das kann man lernen.
Warum sollte ein EPU innovativ sein? Was bedeutet es für ein EPU, innovativ zu sein?
EPUs müssen sich unter sehr schwierigen Bedingungen behaupten. Sie sind alleine und haben nicht wie große Unternehmen verschiedene Abteilungen für unterschiedliche Herausforderungen.. EPUs müssen meist alles selbst machen. Von der großen Strategie über den Verkauf bis zur Buchhaltung. Das kann einen ganz schön aufreiben. Außerdem fehlt es den EPUs an Ressourcen und (Geld-)Mitteln, um ihre Produkte mit Nachdruck am Markt zu etablieren (wie das z.B. große Konzerne umsetzen – mit entsprechender Werbung und großen Vertriebsnetzen).
Für EPU’s ist es essentiell, innovativ zu sein.
Um als EPU erfolgreich zu sein, musst du also eine Nische finden, die du gut bedienen kannst. Und am besten ein Produkt, das sich von selbst verkauft, wo die Kunden auf dich zukommen. Für EPUs ist es meiner Meinung nach wirklich essentiell, innovativ zu sein. Nicht nur was Geschäftsmodelle und Produkte angeht, sondern auch z.B. in Bezug auf Marketing und Vertrieb. Im Grunde muss man als EPU ständig kreative Lösungen finden, weil man irgendwie immer zu wenig Zeit und zu wenig Geld hat.
Was haben EPUs davon, deine Workshops zu besuchen? Was können sich Teilnehmer/innen erwarten?
Im Geschäftsalltag hat man ständig 100 Dinge zu tun und wenig Zeit, sich über Strategie oder Geschäftsmodelle vertiefende Gedanken zu machen. Und wenn man zwischen einem Termin und dem anderen kurz drüber nachdenkt, fällt einem ja nicht auf Anhieb die eine geniale Idee ein, die man jetzt bräuchte, um z.B. ein neues Produkt zu entwickeln. Dafür muss man sich bewusst aus dem operativen Alltagsstress herausnehmen. Große Firmen stellen gezielt Zeit und Personal für Innovationsarbeit bereit und engagieren oftmals zusätzlich externe Berater.
Wir wollen einen vergleichbaren Innovationsrahmen auch für EPUs schaffen: sie bekommen durch unsere Workshops die Möglichkeit, neue Ideen für ihr Business zu entwickeln. Fernab vom eigenen Alltag, in einem produktiven Setting und vor allem in strukturierter Form! Dafür sorgen erprobte Methoden aus der Innovationsforschung. In den Workshops wird nicht nur geredet, sondern vor allem gearbeitet: am eigenen Business. Das ist gut investierte Zeit, in der auch wirklich was weiter geht!
Eine Frage, die wahrscheinlich viele EPUs beschäftigt, die sich für die Workshops interessieren: Was sind die Voraussetzungen, damit ich an dem Workshop teilnehmen kann?
Ich hatte bisher den Eindruck, dass sich viele EPUs nicht trauen, schon bestehende Angebote in Anspruch zu nehmen. Weil sie noch nicht so weit sind, weil die Geschäftsidee noch nicht so klar ist, oder weil sie die Zielgruppe noch nicht kennen Das ist genau der Grund, warum wir GIZ-mo gegründet haben.
Wir holen alle an dem Punkt ab, wo sie sich gerade befinden. Egal ob sie ihr etabliertes Unternehmen innovativ neu ausrichten wollen, kurz vor der Unternehmensgründung ihrer innovativen Idee stehen oder sich noch am Anfang ihrer Ideenfindung befinden und nach der richtigen Begleitung suchen.
Unsere Expertise liegt darin, EPU’s bei der Ideenfindung, der Marktanalyse und einer raschen Umsetzung in Form von Testformaten (sog. Prototypen) sowie der erfolgreichen Implementierung der innovativen Idee zu unterstützen.
Nächste Workshop Termine im Business Campus Ehrenhausen (Seminarraum) :
22.10.2019 Check your Idea
29.10.2019 Ideen Party
12.11.2019 Prototyping Skills
19.11.2019 Digital Coworking
jeweils 17h – 19h
Anmeldung bei: Mag. Gloria Bottaro
Mag. Gloria Bottaro ist Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie der Universität Wien. Infos zu ihrem Unternehmen Giz-mo findet ihr hier.